Sowohl die Unternehmenskultur als auch die Wettbewerbskultur prägen die Governance. Kulturen stellen informale Ordnungen dar, die implizit wirken. Sie schaffen Bedingungen, die nachhaltige Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft mehr oder weniger begünstigen.
Der französische Philosoph François Jullien eröffnet eine neue Sichtweise auf Kulturfragen. Er schlägt vor, sich auf die entfaltenden Möglichkeiten einer Kultur zu konzentrieren und die kulturellen Ressourcen zu aktivieren. 179 Diese Sichtweise liefert Ansatzpunkte für ein multiperspektivisches Governance-Verständnis. Eine gute Governance nutzt die Chancen informaler Ordnungen und legt deren Risiken frei. Die sich entfaltenden Möglichkeiten einer Kultur werden dabei in der Einbettung in eine Kultur der Nachhaltigkeit gesehen.
Die Beziehung zwischen Unternehmenskultur und Governance offenbart sich im Zusammenspiel formaler und informaler Ordnungen. Die sich ändernden Wettbewerbsverhältnisse in der vernetzten Wirtschaft stellen die Ordnungspolitik vor neue Herausforderungen, was ein Nachdenken über die gewünschte Wettbewerbskultur erforderlich macht. Eine Kultur der Nachhaltigkeit könnte dabei eine systemkonforme Antwort auf die Beschleunigungsprozesse der vernetzten Wirtschaft darstellen. Ein angemessenes Governance-Verständnis bewegt sich innerhalb der Trias „Kultur-Kontext-System“ und begreift Governance selbst als Lernprozess.
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